Auf Entdeckungstour in der Fränkischen Schweiz und in Bamberg – unser radelnder Reporter zu Fuß unterwegs

Gründung des "Castrum Bebenberch"

 

Eine nächste Etappe auf unserer Rundreise durch das Frankenland führte uns von Mittelfranken nach Oberfanken, in die Fränkische Schweiz. Hier quartierten wir uns im Hotel „Der Friedrichs-Hof“ in Hundsdorf ein. In diesem privat geführten, auch mit Sauna und Swimmingpool ausgestatteten kleinen Hotel mit guter fränkischer Küche fühlten wir uns wohl. Dennoch, nur die Natur genießen, so schön diese auch im Trubachtal ist, das war dann doch nicht ganz unsere Sache. Und so wollten wir auch einen Abstecher ins nahe gelegene Bamberg unternehmen. Doch der Reihe nach.

  • 1_Blick ins Trubachtal_2084
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Der Erste Tag führte uns per pedes durch das Trubachtal vorbei an malerischen Formationen der Felsenlandschaft, zum Teil mit eng angeschmiegten Häusern sowie an Streuobstwiesen. Eine Rast legten wir auf der Burgruine Leienfels ein und immer wieder kurze Stopps an den vielen weiteren Aussichtspunkten. Hier oben angekommen waren die Strapazen eines Aufstiegs dank des herrlichen Blicks in die Landschaft schnell vergessen.  

Die Burgruine Leienfels wurde wahrscheinlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet. Erbauer war Seibot I.von Egloffstein. Etwas später, um 1370 herum geriet der Ritter Götz von Egloffstein in Streit mit dem Bischof von Bamberg. Nach immer wieder erneut aufflackerten militärischen Auseinandersetzungen wurde Götz um 1380 endgültig von den gemeinsam kämpfenden Truppen des Bischofs von Bamberg und des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg besiegt und in Nürnberg inhaftiert. Bischof von Bamberg war zu jener Zeit (1374 bis 1398) Lamprecht von Brunn (geboren um1320/1330 im Elsass, gest. am 17. Juli 1399 in Forchheim). Jener Burggraf Friedrich V. (geb. um 1333, gest. 21. Januar 1398) stammte aus dem Hause Hohenzollern. Friedrich V. sicherte Kaiser Karl IV. die Reichstreue der Hohenzollern und wurde dafür von diesem für seine Treue und seinen Einsatz als erster Burggraf überhaupt in den ´Reichsfürstenstand` erhoben und dabei mit denselben Privilegien wie ein Kurfürst ausgestattet. Nach 1380 erlebte die Burg weitere Kämpfe und ging 1502 in den Besitz des Bischofs von Bamberg ein. Die Burg Leienfels wurde während des Bauernkrieges um 1525/1526 hart umkämpft, ebenso während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) und schließlich so stark beschädigt, dass auf einen Wiederaufbau verzichtet wurde. Wer waren diese Bischöfe von Bamberg seinerzeit? Was hatten Sie für eine Macht? Das machte uns neugierig, auch auf die Stadt Bamberg.

 

Egloffstein - Zuflucht für Vertriebene aus Schlesien. 

Aber zuerst ging unsere Wanderung weiter durch das Trubachtal und führte uns zum Beispiel durch den Ort „Egloffstein“. Hier erinnert eine im September 2007 eingeweihte Gedenktafel an Flucht und Vertreibung gegen Ende des 2. Weltkrieges. Für beinahe die gesamte überlebende Bevölkerung des schlesischen Dorfes Groß-Gollnitz (Kreis Bunzlau, heute Boleslawiec, Westpolen) ging hier ihre Flucht am 09. Februar 1945 zu Ende. Als Dank an die Gemeinschaft der Egloffsteiner für ihre Bereitschaft, sie, die Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen eine neue Heimat zu bieten, errichteten deren Nachfahren diese Gedenktafel. 

Zurückgekehrt in unser Hotel beendeten wir den Tag – nach saunen (die einen) und die Füße hochlegen (die anderen) – gemeinsam bei herzhaften fränkischen Spezialitäten.  

 

Das Gebiet wurde wahrscheinlich bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. 

Am nächsten Tag ging es dann nach Bamberg – nicht mit dem Radl und auch nicht per pedes, sondern mit dem Automobil. Bamberg zählt zu Oberfranken, liegt an der Regnitz (ein Zufluss desMains), ist Universitäts- und Verwaltungsstadt und Sitz des bereits erwähnten Erzbistums. Zum ersten Mal wurde in Dokumenten von 902 unter dem Namen „Castrum Babenberch“ eine Festung erwähnt, die auf dem heutigen Domberg lag. Besiedelt war das Gebiet um Bamberg mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in der Jungsteinzeit. Darauf lassen auch Funde, die drei sogenannten „Bamberger Götzen“ schließen, die 1858 bei Gaustadt aus der Pegnitz geborgen wurden.

Kaiser Heinrich II. (geb. 06. Mai973 oder 978, gest. 13. Juli 1024, ein Sohn Heinrichs des Zänkers) gründete 1007 das Bistum Bamberg. Im selben Jahr wurde mit dem Bau des ersten Bamberger Doms begonnen. Um 1304 wurde das Bistum Bamberg zum Fürstbistum erhoben und nach der Säkularisation um 1818 zum Erzbistum. Während seiner Geschichte erlebte Bamberg im 15. Jahrhundert einen Aufstand seiner Bürger, den sogenannten „Immunitätenstreit“ sowie den Bauernkrieg, den 30-jährigen Krieg und den 7-jährigen Krieg (1756 bis 1763).

Seine kulturelle Blütezeit, aus der viele der barocken Bauten in und um Bamberg stammen, erlebte Bamberg unter seinen Fürstbischöfen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine politische Blütezeit sicherlich während der Märzrevolution um 1848/1849. Bamberg war eine der Hochburgen der Demokraten. Hier schrieben demokratische Revolutionäre in Anlehnung an die „Märzforderungen“ die „14 Bamberger Artikel“ nieder, die unter anderem Forderungen nach Pressefreiheit, Gewissens- und Lehrfreiheit, persönliche Freiheiten und die Abschaffung von Vorrechten umfassten. Alles Forderungen, die heute für uns in unseren westlichen Demokratien selbstverständlich sind, aber – und dass sollte uns auch bewusst sein – immer wieder neu belebt und verteidigt werden müssen.

  • Blick auf den Bamberger Dom
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"... die Hexenbuhlen und die Satansbrut ...".

Wie fürwahr leider nicht selten im damaligen „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ litt auch die Bamberger Bevölkerung unter den Hexenprozessen. Ich würde es hier nicht wieder erwähnen, wenn diese Verfolgungen nicht von besonderer Heftigkeit gewesen wären. Seinen größten Tiefpunkt erlebte Bamberg unter seinen Fürstbischöfen in der Zeit von1591 bis 1633, als diese in ganz besonders grausamer Weise gegen „Hexen“ und sogenannte Ketzer (hier „Truden“ und „Truttner“ genannt) vorgingen. Diese wurden zum Teil ungezählt in einem eigens erbauten Hexenhaus eingekerkert, gefoltert und verbrannt. Besonders berüchtigt war dabei der Weihbischof Friedrich Förner (1625 bis 1630), bekannt aus seinen zahlreichen und berüchtigten Hexenpredigen gegen „… die Hexenbuhlen und die Satansbrut …“. Der immense Reichtum der Fürstbischöfe und so mancher Adliger oder Bürger ging zu dieser Zeit ganz offensichtlich aus den beschlagnahmten Vermögen hervor. Es ist von mindesten einer halben Million Gulden die Rede – zur damaligen Zeit ein wahrhaft riesiges Vermögen. Die Hexenverfolgungen begannen mit der Anklage gegen die Angehörigen der Familie des Dr. Georg Haan in 1627, der unter dem Bamberger Fürstbischof Johann Georg II. Kanzler war. Seine Familie zählte zu den vornehmsten unter den Bamberger Familien: einer der Beweise dafür, dass die Hexenverfolgung nicht nur auf Hysterie aufbaute, sondern auch auf Intrigen, Neid und Habsucht.

Doch zurück in unsere heutige Zeit.

Unser Weg führte uns zu den baulichen Schönheiten Bambergs, unter anderem zum Dom, in die während des 2.Weltkrieges beinahe unversehrt gebliebene Altstadt, vorbei am „Alten Rathaus“, das über der Pegnitz errichtet wurde, ins Gasthaus „Schlenkerle“, wo wir den Rundgang durch Bamberg bei einem Glas „Rauchbier“ ausklingen ließen. Mir schmeckt dieses Bier erst nach drei Seidl (1/2 Liter). Aber das wäre zu viel gewesen, um noch heil nach Hundsdorf zurück zu kommen. So endete auch dieser Tag bei einem deftigen fränkischen Abendbrot im Hotel „Der Friedrichs-Hof“.

 

 

Literaturhinweise, unter vielem anderen:

Ursula Pfistermeister „WehrhaftesFranken“, Band 3 (Burgen, Kirchenburgen, Stadtmauern um Bamberg, Bayreuth undCoburg), Fachverlag Hans Carl, Nürnberg, ISBN 3-418-00387-7

Walter Heinz „Ehemalige Adelssitzeim Trubachtal“, Verlag Palm und Enke, Erlangen und Jena, ISBN 3-7896-0554-9

Fachführer durchs UNESCO-WelterbeBamberg. Bamberg 2006. ISBN 3-9811239-0-5

 

Sonstige Medien:

Über YouTube: Dorothea Flock –wegen Ehebruch angeklagt – wegen Hexerei ermordet

www.staatsbibliothek-bamberg.de

   

Sonstige Info: 

Der derzeitige Erzbischof vonBamberg, Ludwig Schick (geb. 22. September 1949, Erzbischof seit 2002) stießeine breite, seit Jahren mehr oder weniger intensiv geführte Diskussion an, ander sich schließlich Philosophen und Staatsrechtler beteiligten, als erforderte, dass ´Blasphemie` wieder schärfer verfolgt werden müsse. Grund warenKarikaturen, unter anderem über den iranischen Ajatollah Chomeini, über derenGeschmack sich trefflich streiten lässt.